Am 17.11. ist es wieder soweit: Weltfrühgeborenen-Tag. Dieser Tag soll eine Frühgeburt und ihre Folgen thematisieren und auf die besonderen Belange von Frühchen und ihren Familien aufmerksam machen. Weltweit findet an diesem Tag die Aktion "Purple for Preemies" statt, viele Gebäude werden an diesem Tag in der Farbe lila beleuchtet. Liebe Frühchen-Mama, was macht dieser Tag mit Dir? Ist die Geburt Deines Frühchens noch frisch? Oder hast Du bereits ein älteres Frühchen? Erinnert Dich dieser Tag sehr an die Geburt Deines Frühchens und an die körperlich und emotional sehr anstrengenden Wochen im Krankenhaus? Erinnert Dich dieser Tag an die erste Zeit mit dem Frühchen zuhause? Erinnert Dich der Tag an die Sorgen, ob Dein Baby es überhaupt schaffen wird? Hast Du vielleicht sogar ein Sternenkind? Blickst Du eher belastet und sorgenvoll auf den Weltfrühgeborenen-Tag oder bist Du vielleicht sogar dankbar? Egal wie Du Dich fühlst, liebe Frühchen-Mama, jedes Gefühl hat seine Berechtigung und darf angenommen und ausgesprochen werden. Du bist nicht allein, in Deutschland ist eines von 10 Neugeborenen ein Frühchen. Es ist wirklich sehr stark, was eine Frühchen-Mama so schnell nach der Entbindung körperlich und emotional leistet: eine Frühchen-Mama hat kein Wochenbett und keine körperliche Erholung, auch nach einem Kaiserschnitt nicht: sie funktioniert einfach, um ihr Baby auf der Intensivstation zu besuchen und zu versorgen, zwischendurch pumpt sie eventuell immer wieder Milch ab und wenn es noch Geschwisterkinder gibt, pendelt sie zusätzlich noch zu diesen nach Hause. Der erste Blick auf das eigene Baby ist eher mit einem Schreck verbunden als mit Glücksgefühlen, denn ein Frühchen sieht aus wie Haut und Knochen. Stillen geht auch eine ganze Weile nicht, Flasche geben auch nicht, viele Frühchen werden über eine Magensonde ernährt. Und dann die Beatmungsmaske auf dem kleinen Körper! Oder Operationen, an so einem kleinen Baby! Es ist alles sehr erschreckend und da ist ganz viel Angst und Sorge, vor allem wenn wieder mal der Monitor des eigenen Kindes piepst. Wird das Baby es schaffen? Welche Folgen wird die Frühgeburt noch haben? Wie wird sich das Kind entwickeln? Merkt man das später noch, dass es mal ein Frühchen war? Was ist mit der Bindung zwischen Mutter und Kind? Und warum reagieren Außenstehende so unsensibel? Es gibt sicherlich noch viel mehr aufzulisten. All diese Erlebnisse und Fragen machen jedenfalls etwas mit Dir, liebe Frühchen-Mama. Vielleicht macht Dich das alles sehr verletzlich, vielleicht macht Dich das auf lange Sicht aber auch besonders stark? Was macht das Erlebte noch mit Dir? Rechtzeitig darüber zu sprechen kann sehr hilfreich sein, um das Erlebte besser annehmen zu können und einem Trauma vorzubeugen. Ich wünsche Dir, liebe Frühchen-Mama, alles Gute und viel Kraft. Sei stolz auf Dich und den Weg, den Du schon gemeistert hast. Es kann sein, dass der spätere Weg mit Deinem Frühchen an manchen Stellen nochmal holprig wird. Vertraue darauf, dass Du alles in Dir trägst, was Du dafür brauchen wirst. Schreibe mir gerne, wenn Du Dich angesprochen fühlst und Dich austauschen möchtest.
Herzliche Grüße,
Jessica
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